29.12.19

02912

Mit McDonald’s, Nordsee & Co in die Altersarmut




Die Gehälter in der Systemgastronomie seien deutlich zu niedrig, so die NGG. Man fordert zwölf Euro Stundenlohn ein. Doch selbst das reicht nicht aus, um der Altersarmut zu entgehen.

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hat die Unternehmen in der Systemgastronomie aufgefordert, den rund 120.000 Angestellten in Deutschland mehr Geld zu zahlen. Die Gehälter dort befinden sich auf Mindestlohnniveau.
NGG-Vorsitzender Guido Zeitler sagte im Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“: „Wer bei McDonald’s und Co arbeitet, soll sich von dem, was er dort verdient, auch eine Existenz aufbauen können und später eine ordentliche Rente beziehen. Derzeit bedeutet eine Beschäftigung in der Systemgastronomie den direkten Weg in die Altersarmut.“
Die NGG fordert einen tariflich festgeschriebenen Mindeststundenlohn von zwölf Euro. 80 Prozent der Beschäftigten verdienten weniger, so Zeitler. Und: „Selbst Schichtleiter bekommen nur ein paar Cents mehr. Von weniger kann man aber kaum leben.“ Der derzeit laut Tarifvertrag gültige Bruttostundenlohn für sogenannte Hilfsarbeiten wie Geschirrspülen oder Tischeabräumen liegt bei 9,25 Euro.
NGG und der Bundesverband der Systemgastronomie (BdS) hatten sich kürzlich zu einem ersten Tarifgespräch getroffen. Die Verhandlungen sollen im Januar fortgesetzt werden. Auf Anfrage der NOZ teilte BdS-Geschäftsführerin Andrea Belegante mit, die Lohnvorstellungen der Gewerkschaft lägen „deutlich über dem aus unserer Sicht wirtschaftlich Vertretbaren“. Beide Seiten müssten sich bewegen, so Belegante.
Die unter dem Dach des BdS zusammengeschlossenen Unternehmen wie McDonald’s, Burger King, Pizza Hut, Starbucks, Nordsee und diverse regionale Anbieter böten Menschen Chancen und stünden mit ihrer Tarifbindung zu gesellschaftlicher Verantwortung. Belegante: „Daher kann es im Angesicht einer wirtschaftlichen Eintrübung nicht im Interesse der Gewerkschaften sein, die wirtschaftliche Stabilität der Branche zu gefährden.“
Untersuchungen haben jedoch ergeben, dass bei einem Rentenniveau von 41,7 Prozent ein Mindeststundenlohn von rund 16,50 Euro nötig ist, um über der Armutsgefährungsschwelle zu liegen. Dies bei einer 38-Stunden-Woche und 45 Jahren Arbeitszeit. Und selbst die von der NGG geforderten 12 Euro pro Stunde reichen in diesem Fall nicht aus, um über das Grundsicherungsniveau zu kommen – dafür wären mehr als 13 Euro brutto notwendig.
Im Grunde genommen sorgt die deutsche Politik dafür, dass sie mit ihren verhunzten Rentenreformen und einer fehlerhaften Tarifpolitik einen Systemfehler erzeugt. Der gesamte von der Politik tolerierte Niedriglohnsektor schafft über kurz oder lang Heerscharen von Senioren, die über die Steuertöpfe quersubventioniert werden müssen, weil die reguläre Rente einfach nicht zum Leben reicht.

Keine Kommentare: