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 Britische Supermarktkette Southern Co-op installiert chinesische Gesichtserkennungs-Kameras 

 

 

Die Datenschutzgruppe Big Brother Watch bezeichnet den Einsatz des biometrischen Überwachungssystems als «orwellianisch» und betrachtet ihn als «ungesetzlich». Rechtliche Schritte wurden eingeleitet. 

 

Die Datenschutzgruppe Big Brother Watch hat rechtliche Schritte gegen die Supermarktkette Southern Co-op in Grossbritannien eingeleitet. Der Grund: Das Unternehmen, das in Südengland mehr als 200 Läden betreibt, hat bereits in 35 Geschäften biometrische Gesichtserkennungskameras installieren lassen.

Die eingesetzten Kameras werden vom chinesischen Staatsunternehmen Hikvision produziert, das System von Facewatch bereitgestellt, einem Unternehmen für Live-Gesichtserkennung, das Einzelhändlern verspricht, Ladendiebe und gewalttätige Kunden zu schnappen. Big Brother Watch bezeichne den Einsatz dieser Kameras als «orwellianisch» und betrachte ihn als «ungesetzlich», informiert Mail Online.

Das Überwachungssystem verwende neuartige Technologien und eine «hochgradig invasive Verarbeitung personenbezogener Daten», kritisiert Big Brother Watch. Denn es erstelle ein biometrisches Profil von jedem Besucher der Geschäfte. Die Supermarktmitarbeiter könnten Personen ohne deren Wissen auf eine geheime Liste setzen, die Daten würden bis zu zwei Jahre lang gespeichert.

«Unsere Klage beim Informationsbeauftragten ist ein wichtiger Schritt zum Schutz der Datenschutzrechte tausender Menschen, die von dieser gefährlich aufdringlichen, privatisierten Spionage betroffen sind. Der Einsatz der Live-Gesichtserkennung durch die Southern Co-op ist extrem orwellianisch, höchstwahrscheinlich rechtswidrig und muss vom Informationsbeauftragten sofort gestoppt werden», erklärte Silkie Carlo von Big Brother Watch.

Nach Angaben von Mail Online rechtfertigt Southern Co-op den Einsatz des Gesichtserkennungssystems damit, dass man Mitarbeiter vor Personen schützen wolle, die in den Geschäften durch Ladendiebstähle oder Gewalttätigkeit aufgefallen seien. Es handle sich nicht um eine allgemeine Liste «von Personen mit strafrechtlichen Verurteilungen». Die Technologie entspreche der Datenschutz-Grundverordnung, behauptet die Supermarktkette.

Gegenüber der BBC erklärte Southern Co-op:

«Wir nehmen unsere Verantwortung in Bezug auf die Verwendung von Gesichtserkennung sehr ernst und arbeiten hart daran, die Rechte unserer Kunden mit der Notwendigkeit in Einklang zu bringen, unsere Kollegen und Kunden vor inakzeptabler Gewalt und Missbrauch zu schützen (…) Solange sie [die Technologie] gewalttätige Übergriffe verhindert, halten wir ihren Einsatz für gerechtfertigt.»

Big Brother Watch sieht das anders: Das Gesichtserkennungssystem-System verstosse gegen die Datenschutzgesetze, «weil die Informationen in einer Weise verarbeitet werden, die nicht im Verhältnis zur Notwendigkeit der Verbrechensbekämpfung steht».

Schon im Januar 2022 hatte Mail Online darüber berichtet, dass die Hikvision-Kameras in den USA «als Bedrohung für die nationale Sicherheit» eingestuft wurden. Auch das britische Verteidigungsministerium gab einen Leitfaden heraus, «der von der Verwendung der Geräte des Unternehmens abrät». Ausserdem steht Hikvision bei US-Behörden «wegen Verbindungen zu Menschenrechtsverletzungen gegen muslimische Uiguren in China auf der schwarzen Liste».

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