29.7.19

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Ein aufgeklärter Mensch kann sich von Mohammed nur distanzieren


Als Prophet und zentrale Figur des Islams gilt Mohammed in seinem Handeln als unfehlbar, gelten seine Taten als Vorbild. Laila Mirzo fordert daher einen «sakralen Königsmord» an seiner Figur. Erst wenn offene Kritik an seinen Fehlern geübt werde, meinten es liberale Muslime ernst mit der Reformation. Ein Beitrag zur Debatte.

von Laila Mirzo

Ich habe mich geirrt. Um dem Erstarken des orthodoxen Islams in Europa entgegenzutreten, forderte ich in meinem Buch «Nur ein schlechter Muslim ist ein guter Muslim» eine strikte Säkularisierung. Staat und Religion müssten nur entsprechend voneinander getrennt werden, dann wäre für die Radikalen mit Deutschland kein Staat zu machen, dachte ich. Doch ich habe leider nicht weit genug gedacht, Säkularisierung ist wichtig, genügt aber nicht.

Es darf uns nämlich nicht egal sein, was hinter verschlossenen Türen und im Privaten passiert. Mit der Trennung von Staat und Religion würden wir etwa das Kopftuch aus Gerichten und Universitäten verbannen. Aber «Fatima» und «Aisha» würden wir nicht helfen, wenn sie von zu Hause aus nicht in die Universität dürften, wenn sie für «unehrenhaftes» Verhalten von ihren Brüdern verprügelt würden und es aus Angst nicht vor Gericht schafften. 

Wenn wir den Anspruch auf eine moderne und aufgeklärte Gesellschaft erheben, dann tragen wir auch die Verantwortung für diejenigen Menschen, die unter dem Islam Unterdrückung und Leid erfahren. Eine Säkularisation verhindert nicht, dass Mädchen beschnitten und verstümmelt werden.


Der Islam ist der Staat

Im Zuge der Reformbemühungen unter den liberalen Muslimen hat sich im Herbst 2018 die «Initiative säkularer Islam» gegründet. Die Aktionsgruppe sollte bei der bevorstehenden Deutschen Islamkonferenz als Gegengewicht zu den konservativen Islamverbänden fungieren. 

Gerade die prominentesten Unterzeichner dieser Initiative, wie der Politologe Hamed Abdel-Samad, Ahmad Mansour oder Seyran Ateş, wissen allzu gut, dass es keinen säkularen Islam gibt. Denn der Islam ist der Staat, und der Staat ist der Islam. Durch die Namenswahl hat man eine grobe Verharmlosung der islamischen Agenda betrieben. Säkulare oder unpolitische Muslime gibt es, einen unpolitischen oder säkularen Islam jedoch nicht.

Aber auch ich habe einen weiteren Denkfehler gemacht, als ich gefordert habe, der Islam brauche mehr «Islam-Punks». Menschen, die mit ihrer zeitgemässen Interpretation des Korans die blutigen Verkrustungen sprengen würden und einen modernen Islam etablieren würden. Für mich war Seyran Ateş eine solche «unkonventionelle» Muslimin, die es den Hardlinern mit einer liberalen Moschee so richtig gezeigt hat.

Mit der Gründung der Ibn-Rushd-Goethe-Moschee in Berlin hat Ateş ein Erdbeben in der islamischen Welt ausgelöst. Erstmals hatte sich eine Frau «erdreistet», als Vorbeterin, in Anwesenheit von Männern, die Rolle eines Imams einzunehmen. Und nicht genug: In der Moschee beten Frauen und Männer nebeneinander, mit oder ohne Kopftuch, ja sogar bekennende Homosexuelle oder Nichtmuslime sind willkommen.

Was für ein Super-GAU für die islamische Orthodoxie. Die Nachricht über diese innerislamische Rebellion verbreitete sich in einem medialen Flächenbrand. Das Feuer des Ungehorsams züngelte schliesslich bis in den Kreis islamischer Inquisitoren. Postwendend reagierten die ägyptische Fatwa-Behörde Dar al-Ifta und die türkische Religionsbehörde Diyanet auf die Reformer.

Das Treiben in Berlin sei «unislamisch», die liberale Moschee gar ein «Angriff auf dem Islam». Die Stimmung kochte derart hoch, dass sich die Frauenrechtsanwältin sogar mit Todesdrohungen konfrontiert sah und seither unter Polizeischutz leben muss.

Wo Islam draufsteht, ist Mohammed drin

Frau Ateş und ihre Mitstreiter geniessen für ihren Mut, den religiösen Hardlinern die Stirn geboten zu haben, meinen höchsten Respekt, und es ist eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, welchen Preis sie dafür zahlen müssen.

Doch es gibt auch Kritikpunkte, die ich anbringen muss. Ich habe Ateş als Vorbotin einer Zeitenwende gesehen, doch wie viele andere habe ich mich von der Idee «Homosexueller betet neben Frau ohne Kopftuch» einlullen lassen. Wir waren wohl alle berauscht von dieser Stimmung des Aufbruchs, dieser mutigen Provokation, dieser schönen neuen Welt. Doch eine Frage lässt mich nicht los: Wie hält man es mit Mohammed?

Schliesslich ist Mohammed als Prophet fester Bestandteil des islamischen Glaubensbekenntnisses. Die «Schahada» ist die erste der fünf Säulen des Islams, und ein Muslim bezeugt damit: «Es gibt keinen Gott ausser Gott. Mohammed ist der Gesandte Gottes.» Ein Bekenntnis zum Islam ist also immer ein Bekenntnis zu Mohammed. 

Wo Islam draufsteht, ist immer Mohammed drin, egal wie kritisch man den Koran und die Hadithe lesen mag. Wenn man sich Mohammed aus dem Islam rausmogeln will, hat diese Bewegung tatsächlich nichts mehr mit dem Islam zu tun.

Im Rahmen einer Vortragsreihe mit dem Thema «Gehört der Islam zu Deutschland?» an der FH Dortmund im Dezember 2018 vertrat Seyran Ateş die These: «Der Islam lässt sich mit der Moderne vereinbaren.» Dazu führte sie an, dass ein Teil der deutschen Muslime die Schriften zeitgemäss interpretiere, christliche und jüdische Freunde habe, Frauen ohne Kopftuch nicht als «nackt» empfinde oder Alkohol trinke. 

Was Ateş hier vergisst, ist, dass es nicht der Islam ist, der sich hier mit der Moderne vereinbaren lässt, sondern dass es die Menschen sind, die sich modern verhalten. Aber reicht das, um ein liberaler Muslim zu sein?

Meiner Meinung nach kann man nicht «ein bisschen» Islam leben. Ateş referierte damals auch darüber, dass demokratieliebende Muslime die Hadithe «in unsere Zeit» übersetzen müssten, nach dem Motto «Was würde Mohammed heute sagen?».

Was Mohammed heute sagen würde? Er wäre höchstwahrscheinlich «not amused» über das weibliche Trio in Deutschland, bestehend aus Kanzlerin, Verteidigungsministerin und EU-Kommissions-Präsidentin, da durch ihn verkündet wurde, dass sich die Frau dem Manne unterordnen müsse.

Nun möchte ich die Notwendigkeit einer Säkularisierung nicht schmälern, und dies nicht nur wegen des Einflusses des Islams. Eine säkulare Haltung des Staats garantiert auch die Freiheit der konfessionsfreien Bevölkerung, die mit gut einem Drittel sogar die zahlenstärkste Gruppierung darstellt.

Eine konsequente Säkularisation würde auch das Verbot des Kopftuchs in staatlichen und öffentlichen Einrichtungen bedeuten, und das wäre eine eindeutige Botschaft. Denn für viele Ex-Muslime ist das Kopftuch, gerade in dem Stil, wie es von den Frauen der Muslimbrüderschaft getragen wird, die Uniform einer faschistoiden Ideologie, ein Ausdruck der Apartheid. Es löst auch Panik, Angst, Wut, Ohnmacht oder Zorn aus. 

Die Opfer dieser Ideologie sind Frauen, die unter ihren langen Ärmeln Brandnarben von ausgedrückten Zigaretten verstecken. Es sind homosexuelle Männer, die von ihren Vätern oder Brüdern fast totgeprügelt worden sind, es sind Frauen, die als Kind barbarisch verstümmelt worden sind, damit sie später eine sittsame Ehefrau werden. 

Es sind Frauen, deren Gesichter von Säureangriffen entstellt sind, weil sie sich «unehrenhaft» verhalten haben. Es sind Menschen, die von ihren Familien verstossen wurden, weil sie sich vom Islam abgewendet haben. Viele von ihnen müssen heute sogar in Europa um ihr Leben fürchten.

Man stolpert immer über Mohammed

Eine «moderne» Lesart des Korans und der Schriften reicht leider nicht aus, den Islam ins 21. Jahrhundert zu reformieren. Denn bei all den Bemühungen wird man stets über Mohammed stolpern. Als Prophet und zentrale Figur des Islams gilt er in seinem Handeln als unfehlbar, gelten seine Taten als Vorbild. Ich fordere daher wieder und wieder einen «sakralen Königsmord» an der Figur des Propheten. Erst wenn offene Kritik an seinen Fehlern geübt wird, meinen es liberale Muslime ernst mit der Reformation.

Denn Mohammed war nicht nur Prophet und spiritueller Führer seiner Gemeinde. Er war Heerführer, Demagoge und gab den Befehl, Hunderte unbewaffnete jüdische Männer und Jugendliche zu ermorden. Sein Umgang mit den jüdischen Stämmen seiner Stadt entspricht einer ethnischen Säuberung. Seine Ehe mit der Kindsbraut Aisha ist die gesetzliche Grundlage für die Verheiratung muslimischer Mädchen im Alter von 9 Jahren. 

Jährlich sterben unzählige Mädchen in ihrer Hochzeitsnacht, weil durch den Sex mit einem erwachsenen Mann ihre Gebärmutter reisst und sie dann hilflos verbluten.

Deshalb lautet meine These: Ein aufgeklärter Mensch kann sich von Mohammed nur distanzieren. Ein Austritt aus dem Islam wäre die einzig logische Konsequenz.


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